Dr. med. Wiebke Michaels ist Fachärztin für Allgemeinmedizin mit der Zusatzbezeichnung Homöopathie. Dr. Michaels führt eine hausärztliche Praxis in St. Ingbert (Saar) und leitet eine Supervisionsgruppe Homöopathie sowie einen studentischen Arbeitskreis, ist Dozentin und berufspolitisch engagiert. Meine Dissertation habe ich über ein Thema aus der „Grundlagenforschung der Gynäkologischen Endokrinologie“ erstellt. Doch die Allgemeinmedizin mit der Erweiterung durch die Homöopathie hat mich letztlich fasziniert“, erzählt Dr. Michaels.
Warum haben Sie sich nach Ihrer Facharztausbildung noch für Homöopathie entschieden?
Während des Studiums sind mir die Grenzen der konventionellen Medizin bewusst geworden, die häufig nur Teile der Patientin oder des Patienten sieht und nicht das Gesamtbild. Viele Erkrankungen lassen sich schulmedizinisch nicht heilen, sondern nur dauerhaft mit Medikamenten behandeln und hier stellt die Homöopathie eine hervorragende Alternative oder Ergänzung dar. Über Freunde bin ich auf die Homöopathie gestoßen und habe schnell ungeahnte Heilungsmöglichkeiten entdeckt. Durch die homöopathische Stärkung der Lebenskraft ist es vielen Patientinnen und Patienten möglich, ihre Erkrankungen zu heilen oder deutlich zu bessern. Diesen Prozess anzuregen und zu begleiten ist ein steter Quell der Freude meiner Arbeit.
Wie setzen Sie die Homöopathie in Ihrer Praxis ein?
In meiner Praxis werden Patienten aller Altersgruppen behandelt, vom Säugling bis zur Uroma, so dass manche Familien bereits in der 4. Generation von mir betreut werden. Viele Patientinnen und Patienten wünschen sich zusätzlich zur konventionellen Therapie oder anstatt dieser eine homöopathische Behandlung. Bezüglich der Therapie können die Patientinnen und Patienten zwischen dem konventionell schulmedizinischen oder klassisch homöopathischen Ansatz wählen oder beides kombinieren. Insbesondere in der Geriatrie werden häufig beide Behandlungsansätze parallel angewandt.
Was bedeutet die Zusatzbezeichnung Homöopathie für Sie?
Die Zusatzbezeichnung Homöopathie ist ein Qualitätsmerkmal der Homöopathie-Ausbildung. Durch die gegliederte Ausbildung werden die Voraussetzungen für eine qualitativ hochwertige Homöopathie gelegt. Nur durch eine fundierte Ausbildung und Prüfung kann die Qualität in der Homöopathie gesichert werden.
Die Delegierten der Ärztekammer Saarland haben die Homöopathie aus der Weiterbildung ausgeschlossen. Was hat das bei Ihnen ausgelöst?
Zunächst war ich sehr überrascht. Da ich auch von vielen fachärztlichen Kollegen im Umkreis Patienten zugesandt bekomme, die von Ihnen austherapiert sind, war ich von dem Ausgang der Abstimmung enttäuscht. Es hat mich erstaunt, dass sich die Kolleginnen und Kollegen ohne tiefergehende Informationen, ohne Kenntnisse aktueller Studien und ohne Diskussionen mit Experten gegen die Zusatzbezeichnung Homöopathie ausgesprochen haben. Die evidenz-basierte Medizin zeigt viele Hinweise für die Wirksamkeit der homöopathischen Therapie auf. Gerne hätte ich mich mit den Kollegen ausgetauscht, bzw. aktuelle Studien präsentiert. Insbesondere auch, weil wir aktuell eine Studie zur homöopathischen Therapie von Schlafstörungen an der Universität des Saarlandes planen.
Was möchten Sie den Delegierten der Ärztekammer Rheinland-Pfalz zur Abstimmung mit auf den Weg geben?
Ich würde mir eine intensive vorurteilsfreie Diskussion und gründliche Studienkenntnis wünschen. Wir Ärztinnen und Ärzte kommen aus vielen Fachrichtungen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Wir wollen alle unsere Patientinnen und Patienten nach bestem Wissen und Gewissen behandeln und heilen. Hierzu ist eine hervorragende Medizin mit Pluralität der Therapie und qualitativ hochwertiger Ausbildung, wie sie z.B. für die Zusatzbezeichnung Homöopathie gefordert wird, ein wichtiger Baustein.